Dein Start-up läuft gut und die Arbeit wächst dir über den Kopf? Dann brauchst du Mitarbeiter. Nun ist ein Rollenwechsel vom visionären Gründer zum Chef fällig. Doch das Thema Leadership ist nicht so leicht wie es sich anhört. Wir haben im Beitrag 9 Tipps für „Leadership in Start-ups“ zusammengestellt.
Rollenwechsel vom Gründer zum Chef
Der Rollenwechsel vom visionären Gründer zum Chef hat seine Tücken. Wie sieht es denn in den meisten Start-ups aus? Du bist jung, hast dich vielleicht mit ein paar Freunden oder Kommilitonen zusammengetan. Ihr entwickelt den ganzen Tag lang an eurem Produkt. Weil ihr eine Vision teilt, sieht keiner dabei auf die Uhr.
Führung? So einen autoritären, altmodischen Mist brauchst du nicht. Oder ab jetzt vielleicht doch?
Sobald du Mitarbeiter einstellst, bist du plötzlich Chef oder Chefin. Je mehr dein Unternehmen wächst, umso mehr musst du Strukturen schaffen, damit die Mitarbeiter mit dir an einem Strang ziehen und ihr Bestes geben können.
9 Tipps für Leadership in Start-ups
1- Stell keine Freunde ein!
Diesen Leadership-Rat wirst du sowieso nicht befolgen, ich erteile ihn trotzdem. Bei Freunden und Bekannten drückt jeder mal ein Auge zu. Das kann dazu führen, dass du diese bevorzugst. Sie dürfen sich Sachen rausnehmen, die die anderen nicht dürfen. Das gibt böses Blut.
Gegenüber Freunden kannst du deine Autorität nicht so gut wahren. Was tust du, wenn sich der gute Freund als unfähig, faul oder Diva entpuppt, oder einen auf dicke Hose macht, weil er die Chefin ja kennt (aka um den Finger wickeln kann)? Hast du den Mumm, solche Personen in die Schranken zu weisen oder gar zu feuern?
Also: Schau auf die Qualifikation, nicht auf den Nasenfaktor.
2- Klare Aufgabenbeschreibungen!
Überlege genau, was die neue Arbeitskraft tun soll. Manche Gründer haben keinen Plan. Deshalb denken sie sich Jobs wie „Java Guru“ oder „Sales Genius“ aus. Dann ist die Gefahr groß, dass du den Falschen einstellst. Zum Beispiel, wenn der Java Guru nicht weiß, was genau er programmieren soll, auf welcher Plattform etc. Soll er J2EEund Spring beherrschen? Zusätzlich PHP und Typo3? Junior oder Senior Developer? Welche Entwicklungschancen bietet die Position? Leadership bedeutet, dass du einen Plan hast, was genau du von einem Mitarbeiter erwartest.
3- Klare Ansage zu sozialen Benefits!
Die Technologie revolutionären, den Markt aufmischen, das sind nichts als starke Sprüche. Jobsuchende interessieren sich auch noch für etwas Anderes: Wieviel Tage Urlaub gibt es, ist die Stelle befristet oder unbefristet? Gibt es ein Job Ticket? Essenszuschuss? Was passiert in der Kinderzeit? Diese Faktoren sind wichtig, um deine Mitarbeiter an dein Unternehmen zu binden und langfristig zu motivieren. Bist du gut zu deinen Leuten, sind die auch gut zu dir und schuften für deinen Erfolg.
4- Keine Ausbeutung!
Viele Gründer*innen denken, wenn ich selbst 16 Stunden am Tag arbeite, dann sollen sich die Angestellten über ein paar Überstunden nicht beschweren. Das zeigt Einsatz und ein Start-up ist nur dann richtig cool, wenn erst um zehn Uhr abends das Licht ausgeht.
Nein und nochmals nein. Erstens geht das arbeitsrechtlich gar nicht, zweitens ist es schlicht und ergreifend unredlich. Motiviere deine Leute dazu, ihre vier oder acht Stunden am Tag gute Leistung abzuliefern. Und dann sollen sie auch ihren Feierabend genießen. Mit ihren Kindern, ihren Hobbys usw. Damit sie morgen wieder frisch und ausgeruht ans Werk gehen.
5- Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation!
Alle klagen über dieselbe Sache in ihren Firmen: die Leute dort kommunizieren zu wenig. Kunden und Aufträge gehen verloren, Arbeit wird gar nicht oder doppelt erledigt, eine Hand weiß nicht, was die andere tut, weil die Kommunikation nicht funktioniert. Mit deinem Startup hast du die Chance, das von Anfang an besser zu machen.
Rede mit deinen Mitarbeitern. Frage sie nach ihren Ideen und Feedback. Das zeigt zugleich Wertschätzung und verschafft dir eine frische, neue Perspektive.
Führe ein Tool wie Slack oder Microsoft Teams ein und initiiere eine strukturierte Kommunikation über Gruppen und Teams. Zum Leadership gehört zu allererst die Kommunikation. Nicht nur beim Pitch.
6- Gemeinsame Mission!
Eine gemeinsame Mission ist eine Aussage, die zusammenfasst, was ihr für die Menschen besser machen wollt. Also nicht das Produkt, sondern den Benefit in den Vordergrund stellen. Wer möchte nicht für ein Unternehmen arbeiten, das seinen Kunden Sicherheit, Schönheit, Selbstvertrauen, Erholung oder Freude gibt? Ein solcher Claim ermöglicht den Mitarbeitern, sich positiv mit deinem Startup zu identifizieren.
7- Vertraue deinen Mitarbeitern!
Am Anfang hast du dich selbst um alles gekümmert, jetzt hast du deine Leute dafür. Das bedeutet, dass du auch loslassen musst. Mikromanagement, das Hineinregieren in die kleinsten Teilaufgaben, ist sehr demotivierend.
Daher solltest du den Mitarbeitern die Hoheit über ihre Aufgaben lassen. Wenn du Aufgaben delegierst, musst du auch dazu stehen, dass ein Anderer sie auf seine Weise erledigt. Ein Minimum an Leistungskontrolle muss sein, aber übertreibe es nicht damit.
8- Klare, machbare Ziele setzen!
Sowohl dem Unternehmen als Ganzes als auch den einzelnen Mitarbeitern solltest du SMARTE Ziele setzen. Will heißen: spezifisch, messbar, akzeptabel, realistisch und termingebunden seien deine Vorgaben.
Am Anfang ist das nicht leicht, weil ein Startup noch nicht auf viele Erfahrungswerte zurückgreifen kann. Du weißt noch nicht genau, was realistisch ist und wann das Produkt fertig werden kann. Mach nicht den Fehler, die Dinge deswegen schleifen zu lassen oder zu überstürzen. Stattdessen kannst du dir Zwischenziele als Meilensteine definieren. Genauso hältst du es mit den Vorgaben an deine Mitarbeiter.
9- Wertschätzende Führung!
Zeige deinen Mitarbeitern Wertschätzung, indem du sie lobst und ihre Erfolge würdigst. Leistung solltest du nicht als Selbstverständlichkeit abtun, sonst stumpfen deine Leute irgendwann ab. Es ist wichtig, dass du die Mitarbeiter lobst, coachst und förderst.
Du darfst nicht voraussetzen, dass sie alles schon können. Nimm sie an der Hand und gib ihnen die Chance, zu wachsen. Manche Startups sind so in ihr internes Wissen vertieft, dass sie neuen Leuten das Gefühl geben, dumm zu sein, wenn sie die Aspekte xyz noch nicht kennen. Das darf nicht passieren!
Fazit
Leadership ist für Start-up-Gründer spätestens dann ein Thema, wenn die ersten Mitarbeiter an Bord kommen. Mitarbeitermotivation wird jetzt wichtig. Motiviere deine Leute, indem du ihnen klare Aufgabenbeschreibungen und erreichbare Ziele gibtst. Du solltest deine Vision gut kommunizieren können, nicht nur nach außen sondern auch nach innen. Wenn die Leute für deine Vision brennen, sind sie leistungsbereiter.
Wenn du Freunde einstellst, musst du dir der Herausforderungen bewusst sein.Wie gehst du damit um, wenn sie dich enttäuschen? Hast du den Mut, ihnen notfalls wieder zu kündigen?
Sei eine soziale Führungskraft. Beute niemanden aus und gib den Leuten nicht nur warme Worte, sondern auch gute Sozialleistungen. Als rücksichtsvolle, korrekte und wertschätzende Führungskraft hast du Mitarbeiter, auf die du immer zählen kannst.
Aussagen des Autors geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder!