Entwicklung Start-up Szene Deutschland

Spannende Entwicklungslinien der Deutschen Start-up-Szene

Start-ups mit innovativen Ideen und neuen Technologien treiben nicht nur die Digitalisierung voran, sie schaffen auch wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt. Auch in der breiten Öffentlichkeit ist die Start-up-Kultur angekommen und ist medial omnipräsent. Wir haben uns das Start-up Ökosystem in Deutschland unter die Lupe genommen und folgende Frage gestellt: Wie entwickelt sich die Startup-Szene in Deutschland?

Das Start-up Ökosystem Deutschlands

Bevor wir mit dem Beitrag erst richtig loslegen, möchten wir eine kleine Quellenangabe geben. Zahlen, Daten und Fakten bezüglich der deutschen Start-up-Szene wurden überwiegend aus dem siebten „Deutschen Startup Monitor 2019“ (DSM), welches am vierten November 2019 in Berlin seitens des Bundesverband Deutsche Startups e.V. vorgestellt wurde, entnommen und verglichen. Der „Deutsche Startup Monitor“ habe sich als hervorragender Pulsmesser der deutschen Start-up- und Gründerszene etabliert, so Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie. Beteiligt haben sich daran knapp 2.000 deutsche Startups: Das sei die mit Abstand höchste Teilnehmerzahl, seit der DSM im Jahr 2013 erstmals veröffentlicht wurde.

Erfolgreiche Gründer*innen von morgen brennen für ihre Idee. Sie sind dynamisch, agil und haben Mut, aus sicheren Strukturen auszubrechen, sich voll hinter eine Idee zu klemmen und alles für den Erfolg zu geben. Diese Tatsache wirkt sich positiv an der Anzahl an Gründungen aus. Während ein Jahr zuvor noch 1.550 Start-ups teilgenommen haben, sind es laut dem jüngsten Startup-Monitor insgesamt 1.933 Start-ups.

 

Einige Zahlen und Fakten

Ein simpler Vergleich aus den Ergebnissen des aktuellen „Deutschen Startup Monitors“ und den Ergebnissen aus 2017 bestätigen die Steigung. Zudem wird auch deutlich, wo die meisten Start-ups gegründet wurden und wie das Ganze sich im Laufe der Jahre in ganz Deutschland verändert hat.

 

Hauptsitz Startups in Deutschland
Quelle: DEUTSCHER STARTUP MONITOR 2018 und 2019

 

Aus dem DSM 2019 ergeben sich genau wie im Vorjahr fünf Gründungs-Hotspots. Über die Hälfte – ungefähr 52 Prozent – der DSM-Startups stammen aus einem der Gründungs-Hotspots. Um einen besseren Überblick dafür zu bekommen, wo die DSM-Startups primär angesiedelt sind, wurden einzelne Regionen auf Basis von Plausibilitätskriterien zu Gründungs-Hotspots zusammengefasst. Die fünf Gründungs-Hotspots sind Berlin, die Metropolregion Rhein-Ruhr, Hamburg, Stuttgart/Karlsruhe, und München.

Im Jahresvergleich verteilen sich 2019 noch mehr DSM- Startups auf die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (20,6 Prozent) und Berlin (16,1 Prozent). Somit machen sie den größten Anteil der untersuchten Startups im DSM 2019 aus. Dahinter folgen die großen Flächenländer Bayern (12,9 Prozent), Baden-Württemberg (12,5 Prozent) und Niedersachsen (9,8 Prozent). Der Stadtstaat Hamburg weist mit Blick auf seine Bevölkerung eine besonders hohe Beteiligung auf (7,4 Prozent). Die neuen Bundesländer spielen im deutschen Startup- Ökosystem weiterhin nur eine untergeordnete Rolle und machen insgesamt (7,3 Prozent) der DSM-Startups aus.

 

Die Zufriedenheit regionaler Ökosysteme

Entscheidend für den Erfolg von Start-ups sind ein gut funktionierendes regionales Ökosystem und ein gründerfreundliches Klima. Laut dem DSM schätzen knapp 60 Prozent der Gründer*innen das Start-up-Ökosystem an ihrem Standort als (sehr) gut ein. Dagegen beurteilen rund 15 Prozent ihr regionales Ökosystem mit (sehr) schlecht.

Für konkretere Handlungsempfehlungen ist es für Gründungsinteressierte äußerst wichtig, spezifische Aspekte des Startup-Ökosystems in den Blick zu nehmen. Wie die Ergebnisse zeigen, bewerten die Befragten insbesondere die Nähe zu Universitäten und das Netzwerk zu anderen Gründerinnen und Gründern besonders häufig (sehr) gut. Hingegen werden wachstumsrelevante Aspekte häufiger problematisiert. Das gilt für die Verfügbarkeit bezahlbarer Büroimmobilien und qualifizierten Personals, sowie für den Zugang zu Kapital und Investitionen.

 

Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Start-up-Szene

Diese zwei Themen spielen in der Deutschen Start-up-Szene eine äußerst wichtige Rolle. Dies bestätigt auch das DSM: Fast zwei Drittel der untersuchten Start-ups ordnen sich einem digitalen Geschäftsmodell zu und versuchen ihre Geschäftsmodelle nachhaltig zu gestalten. Die Bedeutung des Themas Digitalisierung für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Startups im internationalen Vergleich ist kaum zu unterschätzen. Doch auch konkrete technologische Entwicklungen in den Bereichen Blockchain, Künstliche Intelligenz (KI) sowie Virtual/Augmented Reality (VR/AR) gewinnen weiter an Bedeutung und beeinflussen die Entwicklung von Geschäftsmodellen. Es zeigt sich, dass das Thema Digitalisierung die Entwicklung der Geschäftsmodelle weiterhin erheblich beeinflusst. Dazu kommt aber auch, dass Start-ups langfristig einen positiven ökologischen und gesellschaftlichen Beitrag leisten wollen und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten oder sogar ausbauen.

 

Die Bundes- und Landespolitik

Neben Start-up-Ökosystem, Finanzierung, Marktzugang und weiteren wichtigen Fakten wird auch die Bundes- und Landespolitik in Bezug auf die Unterstützung der Start-up-Szene in Deutschland nach einem Schulnotensystem von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) bewertet. Das Ergebnis in diesem Jahr scheint nach dem DSM im Vergleich zum Vorjahr besser zu sein. Die Bundesregierung wird von 1.933 Start-ups mit der Note 3,9 und die Landesregierung mit 3,4 bewertet. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Landesregierungen besser abschneiden als die Bundesregierung.

Betrachten wir nun die einzelnen Landesregierungen. Trotz minimalen Änderungen gibt es fast in jeder Landesregierung Verbesserungen. Ähnlich zum Vorjahr werden die Landesregierungen Baden-Württemberg (3,3; Vergleich: 2018: 3,4) und Bayern (3,4; Vergleich: 2018) verhältnismäßig gut bewertet. Im Gegensatz zu den oben genannten Landesregierungen erhalten Berlin (3,6; Vergleich: 2018: 3,7) und Hamburg (3,5; Vergleich: 2018: 3,6) etwas schlechtere Beurteilungen.

Auffallend positiv zeigt sich insbesondere die verbesserte Bewertung der Landespolitik in Nordrhein-Westfalen (3,1; Vergleich 2018: 3,8).

 

Die erfolgreiche Start-up-Politik von NRW

Nordrhein-Westfalen hat sich zu einem der aktivsten und attraktivsten Gründungsstandorte Deutschlands entwickelt. Nicht nur geographisch liegt in NRW vieles nah beieinander, sondern auch das gesamte Start-up Ökosystem ist durch enge Vernetzung und gegenseitige Unterstützung geprägt.

NRW bietet mit zahlreichen Netzwerk-Events, Acceleratoren, Coworking Spaces, Start-up-Konferenzen und mehr, ein hervorragendes Start-up-Ökosystem. Hinzu kommen noch die unterschiedlichen Messestandorte in der Region. So haben Start-ups die Möglichkeit frei zu entscheiden, welcher Standort, welches Event oder welcher Accelerator am besten zu ihnen passt.

Verschiedene Player aus dem Start-up Ökosystem und der Politik arbeiten hier in NRW eng zusammen, um Gründer*innen den Einstieg zu erleichtern und ihnen Know-How, Netzwerk und Events zur Verfügung zu stellen.

Mit guten Rahmenbedingungen, einfachen Verfahren, innovativen Projekten und unbürokratischen Stipendien will die Landesregierung NRW zum bevorzugten Standort für dynamische Gründer machen. Eine erfolgreiche Initiative des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen sind die DWNRW-Hubs.

Mit den sechs DWNRW-Hubs als Schlüsselmaßnahme der Strategie „Digitale Wirtschaft NRW“ möchte die Landesregierung Anreize dafür schaffen, dass bereits frühzeitig die Zusammenarbeit und Entwicklung gemeinsamer digitaler Geschäftsprozesse und -modelle zwischen Startups, Mittelstand und Industrie angeschoben und gefestigt werden.

 

Zehn Fakten, die du über die deutsche Start-Up-Szene (aktuell) wissen solltest:

  • Gründerinnen unterrepräsentiert: Nur 16 Prozent der Start-ups werden von Frauen gegründet.
  • Eine Portion Rebellion: 22 Prozent der Gründerinnen und Gründer hatten in der Schulzeit Klassenbucheinträge oder erhielten Verweise
  • Mitarbeiterbeteiligung: 53 Prozent der Start-ups lassen ihre Mitarbeitenden am Unternehmenserfolg partizipieren
  • MINT-Fächer dominieren: 43 Prozent der Entrepreneure haben einen Abschluss in einem MINT-Fach
  • Zufrieden mit dem Startup-Ökosystem: 6 von 10 Gründerinnen und Gründern stufen das Start-up-Ökosystem an ihrem Standort als (sehr) gut ein
  • Wunschliste an die Politik: Zwei Drittel fordern den Abbau regulatorischer und bürokratischer Hürden
  • Mehr Arbeitsplätze: Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl steigt im Jahresvergleich von 12,3 auf 13,3 Personen. Weitere 7,9 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen im kommenden Jahr neu eingestellt werden
  • Digitalisierung schreitet voran: Digitale Branchen und Geschäfts­modelle sind das wichtigste Gründungs­umfeld der Start-ups und werden immer stärker von innovativen Schlüssel­technologien beeinflusst, wie z.B. Künstlicher Intelligenz
  • Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung: Bereits über 36 Prozent der Start-ups ordnen sich der Green Economy und/oder dem Bereich Social Entrepreneurship zu
  • Große Diskrepanz zwischen bevorzugten und tatsächlich genutzten Kapitalquellen: Start-ups wünschen sich insbesondere mehr Wachstumsfinanzierungen durch Business Angels und Venture Capital

 

Aussagen des Autors geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

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